Der Ursprung des heutigen Thai Boxing geht sehr weit zurück in die Geschichte des Königreiches Siam und ist bis heute als Kulturgut im thailändischen Volk fest verankert. Genaue Daten über die Entstehung gibt es nicht, verbürgt ist aber, dass sich diese Kampfkunst aus der siamesischen Kriegskunst, dem Muay Boran, entwickelt hat und ab 1300 n. Chr. als Stil rekonstruierbar ist.
Die Bedeutung des Muay Thai, wie es dann genannt wurde, zeigt sich z.B. auch darin, dass einige Könige, insbesondere die Könige der Chakri Dynastie, deren Nachkommen bis heute in Thailand herrschen, selber begeisterte Muay Thai und Krabi Krabsong Kämpfer waren und ihre Leibwächter Meister dieser Kampfkunst sein mussten. Nachdem das Muay Thai zu bestimmten Zeiten nur hochgestellten Persönlichkeiten vorbehalten war und das Thai Boxing lange Zeit nur als Profisport ausgeübt werden konnte, ist durch das Bildungs- und Kulturministerium eine Rekultivierung dieser Kampfkunst eingeleitet worden mit dem Ziel, Thai Boxing als wertvollen Bereich der Thailändischen Kultur wieder stärker in der Gesellschaft zu verankern.
Unter der Leitung des Amateur Thai Boxing Verbandes (Amateur Muay-Thai) wird aus diesem Grund Thai Boxing nicht nur im Hinblick auf Kampfkunst unterrichtet, sondern auch zur Schulung des Stils und zur Erhöhung der Ausdauer und Gesundheit der thailändischen Bevölkerung.
Wie andere Kampfkünste auch ist Thai Boxing tief verwurzelt in der asiatischen Philosophie und geprägt durch religiöse Vorstellungen aus animistischen Glaubenskulten und dem Buddhismus, der im Königreich Siam zu einer organisierten Glaubensgemeinschaft wurde. Für einen traditionellen Kämpfer ist Thai Boxing auch eine spirituelle Übung, was bis heute durch bestimmte Rituale zum Ausdruck gebracht wird.
Der Kämpfer trägt zwei "Amulette", das eine ist eine Art Stirnband, der "Mongkon", auch "Krone" genannt. Das andere ist eine Armbinde, der "Prajeat", auch "magischer Kreis" genannt. Bei traditionellen Kämpfen oder feierlichen Anlässen wird auch heute noch ein Ritual durchgeführt, das "Ram Muay", dessen wichtigster Teil das "Wai Khru" ist und mit "Ehrung dem Meister" übersetzt werden kann. Dieses Ritual zeigt die enge Verbindung zwischen Schüler und Meister und den religiösen Bezug der Kampfkunst als Einheit.
Thai-Boxing ist eine sehr effektive Art der Selbstverteidigung. Neben Schlagtechniken aus dem Boxen kommen besondere Techniken zum Tragen, wie z.B. Ellbogen (elbow), Knie (knee) und Rückfaust (backfist).
Weitere besondere Merkmale sind die Nahkampf (infight, inclinch) und die Ausdauer. Wegen der hohen körperlichen Belastung, die durch das Training der Ausdauer und durch den Vollkontakt entsteht, halten nur wenige Schüler eine lange Zeit durch. Gelingt es jedoch, über einen Zeitraum von ca. zwei Jahren konsequent die Einzeltechniken zu üben und Fitness und Kondition zu erhöhen, führt das zu einem selbstbewussten Vertrauen in die eigenen körperlichen Fähigkeiten zur Selbstverteidigung, wodurch dieser Sport auch für Frauen eine besondere Attraktivität gewinnt.
Thai-Boxing - so wie es von Großmeister E. Pettker gelehrt wird - entspricht der hierarchischen Tradition dieser Kampfkunst und der Charakterschulung durch Disziplin und gegenseitigen Respekt.